Aus dem Tierheim Alltag (Gastbeitrag)

Unsere beiden neuen Abgabekätzchen - Pino (auf dem Foto) und Peggy - 4 Monate alt.

Eine alleinerziehende Mutter hat uns gebeten ihre beiden Kätzchen aufzunehmen. Die Kinder hatten die Lust an den beiden Vierbeinern verloren. Pino hatte heftigen Durchfall, Tierarztkosten fielen an. Das war alles zu viel für die Mutter, die ihr Leben mit den Kindern und einem Ganztagsjob bewältigen musste. Bekannte gaben ihr Tipps wie sie die beiden so schnell wie möglich loswerden kann u. a. einfach vor die Tür setzen und die beiden zu vergiften.

Ich bin so glücklich darüber, dass die junge Frau die Tipps nicht befolgt hat. Außerdem hat sie meinen vollsten Respekt, dass sie soviel Anstand hatte, die beiden Kätzchen zu uns zu bringen. Die Aufnahmegebühr für die beiden wird sie in Raten abbezahlen, denn "wissen Sie Frau Ströhle, ich habe für die beiden 600 EUR bei der "Züchterin" bezahlt, ich kann jetzt die Aufnahmegebühr nicht auf einmal bezahlen".

Dies war der Ausschlag, dass ich mir die Mühe gemacht habe und unter e---y mal nachgeguckt habe, was dort zur Zeit angeboten wird. In der Zeit vom 01.09.2022 bis heute wurden sage und schreibe 270 Katzenkinder zum Verkauf angeboten. Hauptsächlich BKH und deren Mixe. Die Verkaufspreise liegen zwischen 180 und 800 EUR. Wenn man Glück hat sind die Kleinen vielleicht geimpft und entwurmt. Die meisten haben nicht einmal einen Impfausweis (unsere beiden Neuankömmlinge übrigens auch nicht).

Ich bin einfach sprachlos. Es gibt jede Menge solcher Katzenvermehrer, die ihr Geld mit Lebenwesen verdienen, denen es egal ist was mit ihren "so liebevoll aufgezogenen" Katzenkindern passiert. Menschen, die keine Verantwortung mehr für den verkauften Nachwuchs übernehmen. Denn, dass Züchter ihre einmal verkauften Tiere, zurücknehmen, das habe ich in den vergangenen Jahren nicht erlebt (Ausnahme teilweise bei Hunden). 

Es kann nicht angehen, dass wir Tierheime die Arbeit der Allgemeinheit übernehmen, die vorher mit der Ware "Tier" Geld gemacht haben. Meines Erachtens ist es an der Zeit, diese Haus- und Hofvermehrer tatsächlich zu kontrollieren, die Einnahmen aus der Zucht zu versteuern und einen Anteil des Verkaufspreises (mein Wunschtraum) an die Tierheime abzuführen. 

Wenn wir für eine Katze eine Schutzgebühr von 180 EUR verlangen, welche die komplette Grundimmunisierung, die Kastration sowie den Transponder beinhaltet, rümpfen die Leute die Nase "was, soviel, wollt ihr Eure Tiere nicht vermitteln". Aber auf der anderen Seite ist man bereit, für ungeimpfte Tiere, die übers Internet und andere Quellen gekauft werden, mehrere hundert Euro zu bezahlen.

Es kann so nicht mehr weitergehen, es rollt im Tierschutz eine Welle auf uns zu, die nicht mehr zu stoppen ist. Befeuert wird das ganze durch kalte Geschäftemachereien und Verantwortungslosigkeit gegenüber Lebewesen. Das Geschäft "Tier" boomt, aber nur solange die Nachfrage stimmt. Also überlegen Sie sich gut auf welcher Seite Sie stehen; lieben Sie Tiere oder finden Sie sie nur schön!

Nur Mut wird belohnt

Erinnert euch an den Kater Schröder. Er kam regelmäßig an die Futterstelle, die von einer Tierfreundin eingerichtet wurde, um zu fressen. Durch Katzenschnupfen hatte er fast sein Augenlicht verloren und so fiel es ihm sehr schwer zu jagen. Er konnte eingefangen werden und kam zu uns. Durch eine Augenoperation konnte er wieder einigermaßen sehen. Schröder war sehr zurück haltend zu den Menschen. Er freundete sich jedoch mit der Kätzin Phönix an. Sie kam im Juli 2021 mit ihren drei Jungen zu uns. Phönix sollte, als die Jungen vermittelt waren, kastriert wieder am Einfangort ausgesetzt werden. Aber ich brachte es nicht übers Herz, diese wunderbare Katze mit ihren schönen Augen ihrem Schicksal zu überlassen.

Schröder, jetzt Kimmi, zu Beginn seiner Reise, noch vorsichtig und geduckt.

Kein Vergleich mehr zu heute! 

 

Auch Phönix verhielt sich gegenüber den Menschen zurück haltend, abwartend, nicht aggressiv. Nie hat sie mich angefaucht oder gekratzt. Als Schröder zu ihr kam war es, wie soll ich es ausdrücken, Liebe auf den ersten Blick. Sie schmusten miteinander, stießen ihre Köpfe aneinander. Schröder hing quasi an ihrem Rockzipfel. Es war klar, beide mussten zusammen vermittelt werden. Zwei Katzen, die sich nur bedingt streicheln lassen, das war eine Mammutaufgabe.

 

Aber es geschehen noch Wunder. Und dieses Wunder traf im Januar 2022 in Gestalt von zwei wundervollen Frauen ein. Ulli und Dorothee erfuhren von den beiden Schicksalen und nahmen Schröder und Phönix bei sich auf.

 

Mit sehr viel Geduld und Liebe erlangten sie das Vertrauen des Katzenpaares. Es gab auch immer wieder Rückschläge, aber die hielten Ulli und Dorothee nicht davon ab, weiter an Phönix und Schröder, er heißt jetzt Kimmi, zu glauben. 

 

Sie bewiesen den Mut, sich auf das Abenteuer einzulassen, zwei nicht ganz einfache Katzen aufzunehmen, um ihnen ein schönes Zuhause zu bieten. Zur Belohnung bekamen sie Vertrauen, Zuneigung und Liebe von Kimmi und Phönix. Wie wertvoll dies alles ist, können wirkliche Katzenfreunde bestimmt nachvollziehen.

Luckys berührende Geschichte

Ein Kater schlich abgemagert und torkelnd auf einem Grundstück herum. Er musste schon länger unterwegs sein. Die Familie, der das Grundstück gehört, wurde auf ihn aufmerksam. 

 

Eine Befragung der Nachbarn, ob jemand wüsste, wem er gehört, erbrachte nichts. Ein Nachbar wollte ihn erschlagen, wenn er noch einmal auf sein Grundstück würde kommen. 

 

Weil der arme Kater vor Hunger schrie, wurde er gefüttert und eine Kiste für die Nacht wurde für ihn bereitgestellt. Da die Familie ihn nicht behalten konnte, wurden wir angerufen. So kam er zu uns. Am nächsten Tag wurde er der Tierärztin vorgestellt. Er wurde untersucht, abgehört und geröntgt. Und was dabei herauskam was niederschmetternd. 

 

Lucky, so nennen wir ihn, ist ein älteres Semester. Nur ein Lungenflügel funktioniert noch und sein Herz schlägt nicht mehr so, wie es sollte. Lucky hat einen guten Appetit. Das zeigt uns, dass er noch Lebenswillen hat. Er bekommt ein Medikament zur Kräftigung des Herzens. Er schläft viel, aber wenn er wach ist, fordert er seine Streicheleinheiten ein. Wir wissen nicht wie lange Lucky noch zu leben hat, aber wenn der Tag kommt, wird er seinen letzten Weg nicht alleine gehen müssen. Er hat bei uns ein Zuhause gefunden. 

 

Vielen Dank an die Familie, die sich seiner angenommen und nicht weggeschaut hat.

Samson, unser kleiner Kämpfer

Die wilde Mama des kleinen Samson hatte nicht genügend Milch und daher kam er in eine Pflegestelle. Eine schwache, halbverhungerte Handvoll Katze, die die Pflegerin anfangs Tag und Nacht forderte. Lange stand es auf der Kippe, ob er es überhaupt schafft. Der so wichtige Saugreflex war nicht mehr vorhanden und er hatte schlimmen Durchfall. Nach einigen sorgenvollen Tagen ging es bergauf und Samson ist mittlerweile ein bildhübscher und gesunder Kater, der seine neue Besitzerin fest um die Pfote gewickelt hat. 

 

Eine Handaufzucht von Babykatzen ist eine zeitraubende und schwierige Aufgabe. Die Kleinen brauchen je nach Lebenswoche alle 2 bis 3 Stunden Milch und Hilfe beim Kot und Urin absetzen. Die Nahrungsaufnahme und Ausfuhr muss strengstens beobachtet werden, um ein Missverhältnis zügig zu bemerken. Einige Stunden ohne Nahrung kann für ganz kleine Kitten bereits das Todesurteil sein. Zusätzlich ist auf Wärmeerhalt zu achten und die Körperpflege muss übernommen werden. Haben die Kitten keinen Saugreflex braucht es Erfahrung, Geduld und kompetente Hände.